Ein 30-jähriger Patient mit unauffälliger Anamnese stellt sich mit dem Wunsch vor, die 10 Jahre alte Kompositrestauration ersetzen zu lassen, welche zuvor nach einem Trauma von Zahn 11 durchgeführt wurde.
Bei der klinischen Kontrolle spricht Zahn 11 auf den Vitalitätstest an und weist auf dem am selben Tag durchgeführten Röntgenbild keine periapikalen Läsionen auf (Abb. 1) .
Zahn 11 ist verfärbt und befindet sich in einer palatinaleren Position als das kontralaterale Element 21 (Abb. 2).
Die Ästhetikanalyse zeigt eine Asymmetrie des gingivalen Zenits zwischen 11 und 21. Durch die Verwendung einer Parodontalsonde nach Plexusanästhesie wird die veränderte passive Eruption des Saumepithels vom Typ IA gemäß der Klassifikation von Coslet et al. bestätigt (Abb. 3).
Im Hinblick auf eine möglichst konservative restaurative Behandlung des Patienten und unter Berücksichtigung des Alters und der Vitalität des erhaltenen Zahns, wurde entschieden, entsprechend der Fallplanung und einem diagnostischen Wax-up, eine direkte Kompositrestauration durchzuführen.
Am Behandlungstag wird unter lokaler Plexusanästhesie der Zahn 11 mit Kofferdam isoliert und der Bereich bis auf die ersten Prämolaren ausgedehnt (Abb. 4).
Anschließend wird die frakturierte Komposit-Restauration entfernt und eine kurze Abschrägung an der Präparation vorgenommen sowie die gesamte Oberfläche von Zahn 11 mit 27μm Aluminiumoxidpulver abgestrahlt (Abb. 5).
Um die veränderte passive Eruption zu korrigieren, wird beschlossen, das Emergenzprofil des Zahns durch eine Betonung des vestibulären Bogens neu zu gestalten und eine Symmetrie mit dem kontralateralen Element anzustreben. Zu diesem Zweck wird eine vorgeformte Metallmatrize verwendet, die mit zwei Keilen befestigt wird.
Nach der Anpassung der Matrize erfolgt die Adhäsion mit einem 3-Schritt-Etch&Rinse-System. Nach jedem Schritt erfolgt eine 40 Sekunden dauernde Polymerisation mit UV-Licht (Abb. 6).
Das vestibuläre Emergenzprofil wird mit einer Schichtmasse aus Schmelzkomposit (ESTELITE ASTERIA WE von TOKUYAMA DENTAL) nachgebildet (Abb. 7).
Nach einem Silikonindex des diagnostischen Wax-ups wird die palatinale Wand mit einem Schmelzkomposit (ESTELITE ASTERIA WE von TOKUYAMA DENTAL) rekonstruiert (Abb. 8).
Anschließend wird die Dentinanatomie durch Reproduktion der Mamelons mit einem opaken Dentinkomposit (ESTELITE SIGMA QUICK OA2 von TOKUYAMA DENTAL) rekonstruiert; dieses Material ist auch für die Farbkorrektur des dischromatischen Bereichs von grundlegender Bedeutung (Abb. 9).
Zur Erzeugung der Opaleszenz im Inzisalbereich werden hellblaue und weiße Effektfarben (ESTELITE COLOR von TOKUYAMA DENTAL) verwendet (Abb. 10).
Die Schichtung im vestibulären Bereich wird durch die Verwendung einer Komposit-Schmelzmasse (ESTELITE ASTERIA WE von TOKUYAMA DENTAL) mit einer einfachen Auffüllung abgeschlossen. Die vestibuläre Oberfläche wird in dreidimensionalen Volumina modelliert und kontrolliert, so dass so wenig wie möglich nachgearbeitet werden muss. Nachdem das Komposit mit Glyzerin-Gel abgedeckt wurde, um die Sauerstoffinhibitionsschicht zu vermeiden (Abb. 11), wird es zunächst 20 Sekunden lang polymerisiert - anschließend nochmals 40 Sekunden vestibulär und palatinal (Abb. 11).
Bei der Finierung und Politur wird versucht, die Übergangslinien des Zahns 21 nachzubilden (Abb. 12 / 13).
Um das ästhetische Ergebnis in Form und Farbe zu beurteilen, wird der Patient nach 21 Tagen (Abb. 14/15) sowie 12-monatiger Dauer (Abb. 16) erneut kontrolliert.
Autor:
Dr. Nicolò Barbera
Assistenzprofessor in der Abteilung für Kariologie und Endodontie an der Universität Genf
Private klinische Tätigkeit in Lausanne